Am Samstag, den 05. Mai 2018, sind wir mit einer kleinen Gruppe ins Karate Dojo Hamburg e. V. zum 15-jährigen Jubiläumslehrgang aufgebrochen. Rund neun Stunden lang hatten wir die Möglichkeit, unterschiedlichste Eindrücke von den fünf eingeladenen internationalen Großmeistern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, zu sammeln. Anwesend waren Karsten Dam (Dänemark: Systema), Kit Sién Tjong (Indonesien: Zhang Kuntao), Jojo Balinado (Philippinen: Eskrima), Michael Schlüter (Deutschland: Wing Tai) und Nidar Singh Nihang (Indien: Traditional Indian Battlefield Art).

Nach einer kurzen Vorstellung durch den Ausrichter Stefan Scharnweber übernahm Dam, der trotz seiner kürzlichen Operation den Weg in die Sporthalle gewagt hat. Diese Einschränkung wurde aber durch seine drei mitgebrachten Schüler wieder wettgemacht und neunzig Minuten lang zeigte er uns ganz im Sinne des Systema, wie wichtig das Ablegen von Angst in einer Stresssituation ist. Die körperlichen und mentalen Blockaden zu lösen und beweglich zu bleiben sei elementar, um aus einem Angriff erfolgreich herauszukommen. Das durften wir im Partnertraining am eigenen Leib erfahren.

Nahtlos übernahm Tjong und gab einen kurzen Einstieg ins Kakie, in dem unser Dojo ja quasi zu Hause ist. Dennoch konnten wir einige neue Ideen zu den Prinzipien der klebenden Hände mitnehmen beispielsweise im Bereich der Muskellockerung und der schnellen Konter. Besonders wurde auf „den Flow“ geachtet, um die Bewegungen möglichst effizient umzusetzen.

Während die folgende Pause von den meisten Teilnehmern zum Überfallen des aufgebauten Buffets genutzt wurde, nutzten wir die Gelegenheit, um uns weiter mit Dams Schüler Jonas über das Karate auszutauschen. Die Sprachbarriere haben wir dabei gekonnt durch Englisch überwunden und viele Unterschiede und Gemeinsamkeiten in deutschem und dänischem Kihon, Kata und Kumite entdeckt. Nach einer Stunde voller interessanter Erkenntnisse lud er uns in sein Dojo nach Dänemark ein. Vielen Dank dafür, Jonas!

Pause brauchte unser junges und dynamisches Team nicht; weiter gings mit Eskrima. Wir schnappten uns jeder zwei Kurzstöcke und probierten unter Jojos Anleitung unterschiedliche Angriffe, Verteidigungen und Hebeltechniken aus. Für uns etwas ungewohnt, schließlich kommen wir vom Weg der leeren Hand. Der ausgebildete Physiotherapeut erläuterte uns außerdem die positive Wirkung auf den Körper durch das gleichzeitige Trainieren beider Gehirnhälften. Primär waren wir aber damit beschäftig, die Stöcke nicht ins hölzerne Ende unseres Körperwohlseins zu verwandeln.

Sehr an Selbstverteidigung orientiert war der Inhalt von dem, was Schlüter uns aus dem Wing Tai mitgebracht hat. Wie effektiv beispielsweise ein Knie sein kann, spürten wir noch zwei Tage später. Da wir auch in der Selbstverteidigung durch unser Training gut geschult sind, konnten wir die gezeigten Abläufe etwas erweitern, wobei uns Leon, ein Schüler Schlüters, sehr behilflich war.

Das Highlight erwartete uns am Ende des langen, aber dennoch sehr lehrreichen, Tages. Nidar Singh Nihang präsentierte uns in voller Kampfausrüstung seine Waffen und demonstrierte uns das Geheimnis seiner Kampfkunst: „Sei dann beim Gegner, wenn er es nicht erwartet.“ Klingt simpel, ist aber in der Umsetzung gar nicht so einfach. Durch gegenseitige Hilfestellungen und Tipps waren wir dennoch erfolgreich.

Wir alle haben unser Bestes gegeben und können auf unsere gesammelten Ergebnissen und neuen Erfahrungen sehr stolz sein. Vielen Dank auch an Stefan Scharnweber für diesen interessanten Lehrgang und an alle Teilnehmer, die diesen Lehrgang dazu gemacht haben.

Text: Jonas Priedemann